Porträt
Maurice Brunner
Neues Spielfeld – gleiche Leidenschaft
Noch vor ein paar Jahren sah Maurice’ Welt ganz anders aus: Als Profi-Fussballer spielte er in der höchsten nationalen Liga beim FC Zürich. Was es dazu braucht, welche Parallelen er zu seinem jetzigen Arbeitsalltag sieht und wie er seine Begeisterung heute weiterträgt, erzählt er uns im Interview.

Beruf/Ausbildung
BSc ZHAW in Betriebsökonomie, General Management
Funktion bei TBF
Projektmanager
Eintritt bei TBF
2020
Jeder zweite Mensch gibt Sport als Hobby an. Du warst im Leistungssport tätig. Wie bist du dazu gekommen?
Eigentlich rutschte ich schon im Kindergartenalter in diese Welt – der Fussball hat mich schon sehr früh begeistert. Damals war mir aber nicht klar, dass Profi-Fussball ein Weg sein könnte und die Fussballstars im Fernseher schienen unerreichbar weit weg.
Mit 11 Jahren wurde ich an einem Spiel für meinen Heimatverein FC Stäfa durch den FC Zürich gesichtet, zum Probetraining eingeladen und anschliessend offiziell aufgenommen. Ich wurde reifer, spürte die gezielte Förderung und hörte immer öfter positive Stimmen zu meiner Entwicklung. Schritt für Schritt wurde aus dem Kindheitstraum ein realistisches Ziel. So durchlief ich eine Nachwuchsstufe nach der anderen – bis in die erste Mannschaft. Und als mich der FCZ als Profi-Fussballer unter Vertrag nahm, drehte sich meine Welt endgültig nur noch um Fussball.
Was heisst es ‚Spitzensportler‘ zu sein?
Dazu gibt es für mich zwei Betrachtungsweisen: Die als Nachwuchs- und die als Profi-fussballer. Zum Spitzensportler wurde ich eigentlich bereits als 11-Jähriger mit dem Wechsel zum FC Zürich. Ich musste mich jede Woche beweisen, tagtäglich an mir arbeiten, nach jeder Saison den Sprung auf die nächste Stufe schaffen. Insbesondere musste ich lernen, auf vieles zu verzichten, weil im Spitzensport wenig Raum für anderes bleibt.
Mit dem Schritt zum Profi-Sportler kam der öffentliche und mediale Druck hinzu – und natürlich auch das Bewusstsein, dass der Fussball meine Existenz sicherte. Profi-Sportler:innen vertreten einen Verein, eine Stadt oder sogar ein Land nach aussen – viele Leute schauen mit hohen Erwartungen genau hin. Es braucht also Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, um in diesem Umfeld langfristig bestehen zu können. Ich musste eine innere Stärke aufbauen, um mit diesem «enormen» Druck umgehen zu können. Dazu gehört, dass Spitzensportler:innen Woche für Woche ihre Zweifel beseitigen müssen. Denn Zeit, um nachzudenken oder zu zweifeln, hat es im Spitzensport leider wenig.
Wenn du von Zweifel sprichst, was meinst du damit?
Mit 25 Jahren zählte ich langsam nicht mehr zu den jungen Spielern, die noch realistische Chancen auf einen lukrativen Wechsel ins Ausland hatten. Meine sportlichen Perspektiven nahmen zu dieser Zeit ab, weshalb ich die Fortsetzung meiner Fussballkarriere in Frage stellte und zu überlegen begann, wie mein Weg ausserhalb des Fussballs aussehen könnte. Drei Jahre später entschloss ich mich definitiv für eine Neuorientierung, beendete meine Profi-Fussballkarriere und begann nebst meiner Tätigkeit bei TBF ein Betriebsökonomie-Studium.
Ich wurde und werde oft gefragt: «Ist es nicht schwierig aus dem Spitzensport in der Arbeitswelt Fuss zu fassen?» Tatsächlich aber hat mir mein sportlicher Hintergrund nicht geschadet – im Gegenteil: Mein Sportler-Mindset hilft mir bis heute enorm. Ich habe gelernt, gerade wegen meinem speziellen Werdegang resilient zu sein, neue Chancen zu erkennen und zu nutzen!
Welche Parallelen siehst du zwischen deinem Arbeitsalltag jetzt und deiner Fussballer-Zeit?
Viele. Die grösste Parallele sehe ich in der Teamarbeit. Ob im Sport oder im Berufsleben – du bist als Individuum gefordert, agierst im Team und erreichst gemeinsam den Erfolg.
Zudem gibt es auch auf persönlicher Ebene viele Überschneidungen – etwa den Willen, sich stetig zu verbessern, den Umgang mit Rückschlägen und Feedback. Diese Erfahrungen haben mich im Sport stark geprägt und unterstützen mich, auch im Arbeitsalltag reflektiert mit Herausforderungen und Menschen umzugehen und einen wertvollen Beitrag leisten zu können.
Einmal Sport immer Sport? Begleitet der Fussball dich heute noch?
Nachdem ich im Studium und Berufsleben Fuss gefasst hatte, entwickelte ich das Bedürfnis, etwas von meiner Leidenschaft für Fussball zurückzugeben. Ausserdem war ich bereit für eine neue Challenge. Und so bin ich jetzt schon im dritten Jahr als Nachwuchsausbildner beim FC Zürich engagiert – dort wo vieles begonnen hat. Es bereitet mir grosse Freude, junge Talente in ihrer Entwicklung zu fördern und meine eigenen Erfahrungen auf dem Weg zum Profi weiterzugeben. Den Kindern in meinem Team möchte ich aber nicht nur Begeisterung am Fussball vermitteln, sondern auch andere erfüllende Wege aufzeigen – auch ausserhalb des Fussballs. Denn ich bin überzeugt, dass man aus dem Spitzensport viel fürs Leben lernen kann.










