Porträt
Marina Lüthi
Von blauen Flecken, Erfolgsmomenten und schrägen Blicken
Beruf/Ausbildung
Verkehrsplanerin
Funktion
Projektingenieurin
Eintritt bei TBF
2019
Du machst seit vier Jahren Polefitness, wie bist Du dazu gekommen und was muss man sich darunter vorstellen?
Auf einer längeren Australienreise bin ich das erste Mal über diese Sportart gestolpert und war sofort fasziniert – hatte ich doch bis anhin noch nichts Genaueres von Akrobatik an der Stange gehört. Zurück in der Schweiz fand ich dann tatsächlich einen Anbieter: Ich klemmte mir eine Freundin unter den Arm und meldete uns zu einer Teststunde an, um die erwachte Neugier zu stillen. Seither hat uns beide das Polefitness nicht mehr losgelassen. Der eigene Körper steht beim Training im Zentrum. Es braucht Kraft und Körperbeherrschung, um an der Polefitness-Stange akrobatische Figuren meistern zu können. Ein richtiges Ganzkörpertraining! Auch heute ist es diese Verbindung von Kraft und einer dynamischen, tänzerischen Ästhetik, die mich reizt. Ein angenehmer Nebeneffekt: Da ich mich vollkommen auf das Hier und Jetzt, den nächsten Handgriff und die nächste Figur fokussieren muss, kann ich für eine kurze Zeit den Alltag komplett hinter mir lassen.
Welche Eigenschaften muss man fürs Polefitness mitbringen und was «bringt» es Dir?
Einige bringen vielleicht mehr Beweglichkeit mit, andere wiederum haben mehr Kraft: Im Grundsatz steht die Sportart Allen offen. In den Trainings wird dann bewusst an sich und den eigenen Zielen gearbeitet. Zurzeit verfolge ich zum Beispiel das Ziel, den «Handspring» zu perfektionieren – eine Figur die überaus viel Körperspannung verlangt. Es gehört auch eine Portion Mut und Vertrauen in sich selber dazu: Viele Figuren sind kopfüber, manchmal muss man sich fallen lassen und sich auf die eigene Kraft und die eigenen Reflexe verlassen. Neben dem physischen Training geht es deshalb auch darum mentale Blockaden zu lösen. Was mich antreibt, ist das Erkennen der eigenen Fortschritte und kleinste Erfolgserlebnisse. Bei meinem ersten Spinn habe ich vor Freude gejauchzt! Die Bekleidung setzt für die notwendige Haftung auf maximalen Hautkontakt mit der Stange. Das braucht zugegebenermassen am Anfang vielleicht etwas Überwindung. Aber gleichzeitig lässt sich durch das Training auch ein positives Körpergefühl entwickeln. Ich fühle mich dadurch enorm beflügelt.
Was sollte man unbedingt Polefitness wissen?
Die Fakten sind alles Andere als glamourös: Du solltest Dich auf viele blaue Flecken und dicke Hornhaut an den Händen gefasst machen. Auch wenn Figuren und Übergänge tänzerisch und beinahe mühelos wirken: Dahinter stecken viel Fleiss und Schweiss. Gerade wenn Du erst damit anfängst, dann solltest Du Dir nicht zu viel Druck machen und nicht aufgeben. Manchmal übst Du monatelang für eine neue Figur. Wenn sie dann irgendwann gelingt, dann ist das ein fantastisches Gefühl. Aber auch schon der Weg dahin macht Freude. Leider hat Polefitness immer noch ein Image-Problem und wird häufig mit anrüchigem Poledancing verwechselt – das sorgte auch schon für schräge Situationen. Deshalb freue ich mich auch, hier meinen Sport vorstellen zu können und so etwaigen Berührungsängsten zu begegnen. Wenn Du interessiert bist, dann probiere es doch einfach mal aus! Übrigens, es gibt immer mehr Männer, welche die Sportart für sich entdecken.