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Fach-Story

Die Abfallverwertung – in 100 Jahren vom Saulus zum Paulus

Ein Exkurs mit David da Silva

Projektleiter bei TBF im Bereich Abfallverwertung – über alte Gewohnheiten, technologischen Wandel, gelebten Pioniergeist und viel viel warmer Luft.

David da Silva

100 Jahre Abfallverwertung

Eine kurze Chronologie

David, du bist studierter Maschinenbauingenieur, warum landet mal als solcher bei TBF im Tätigkeitsbereich Abfall und Energie?

Die grosse Diskussion mit meinen Studienkollegen war immer – soll man zu einem grossen Konzern wie ABB oder Siemens oder doch eher zu einem Planer. Bei den grossen Konzernen ist man meistens für einen Teilbereich und etwas sehr Spezifisches verantwortlich. Bei TBF aber, sehe ich in den ganzen Prozess rein. Das fängt bei der ersten Ideenskizze an, geht über den Planungsprozess und Behördenkontakte bis zum Bau und der Inbetriebnahme. Ich kann mich jederzeit in den Prozess einbringen. Von der ersten Idee bis zum ersten Feuer vergehen meistens ca. 10 Jahre. Das macht die Arbeit bei TBF so spannend und abwechselnd. Es kann durchaus sein, dass man morgens Kontakt mit dem Vogelschutz-Beauftragten hat – damit die Brutkästen bei der Planung einer neuen Anlage mit berücksichtigt werden – und am Nachmittag die Detailverifizierung der Turbinenschaufel ansteht. Die Spannbreite ist also riesig, der Mix machts aus. Der Hauptunterschied zwischen TBF und anderen Planungsbüros ist, dass man bei uns nicht nur für eine Phase des Projekts verantwortlich ist und dieses dann an den nächsten Spezialisten weiterreicht. Sondern, dass wir bei TBF die Möglichkeit haben, unsere Entwicklungen und Planungen im Realitätscheck während dem Bau und der Inbetriebnahme hautnah mitzuerleben und die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln und mit unseren Kollegen teilen können. So stellen wir sicher, dass das Know-how in der Unternehmung bleibt. Wir erhalten eine Aufgabe und können selbständig entscheiden, wie wir zum Ziel kommen wollen – das ist sehr inspirierend.

Wann bist du zu TBF gestossen?

Ich bin 2012 ursprünglich als Praktikant bei TBF eingestiegen, dies nach meinem Abschluss als Maschinenbauingenieur an der ETH in Zürich. Damals war eine Praktikums-Stelle auf der Energiezentrale Forsthaus Bern ausgeschrieben, auf jener Anlage, welche wir als Gesamtplaner im Auftrag von Energiewasser Bern EWB realisieren durften.

Habt ihr dort eine klassische KVA gebaut?

Nein, genau gesagt war es eine KVA kombiniert mit einem Holzheiz- und einem Gas-Kombi-Kraftwerk. Als Praktikant stiess ich während der Bauphase dazu und habe meine Kollegen bei der Inbetriebnahme unterstützt. Anschliessend beschloss ich, gleich noch den Master anzuhängen und arbeitete parallel als Werkstudent bei TBF weiter.

Meine Masterarbeit war zugleich auch die erste grosse Win-win-Situation. Ich habe zugunsten dieser ein Tool modelliert und programmiert, mit dessen Hilfe Verbrennungsprozesse nachgebildet werden können. Also mittels diesem einerseits die entstehenden Abgase und deren Zusammensetzung prognostiziert werden können und andererseits, wie viel Frischluft und mit welcher Temperatur in den Verbrennungsprozess eingebracht werden sollte. Einfach gesagt ist ja immer die Frage, wenn ich 1 kg Abfall verbrenne, wieviel Schlacke entsteht dabei, wieviel Hitze wird produziert und wieviel Dampf kann daraus gewonnen werden. Beim Verbrennen von Abfall wird Wasser verdampft, mit dessen Hilfe eine Turbine zwecks Stromproduktion angetrieben werden kann. Die Wärme, die daraus entsteht, kann dazu benutzt werden, über Fernwärmeleitungen angeschlossene Haushalte mit Wärme zu versorgen. Und wieviel Energie kann aus diesem Prozess gewonnen werden, um eine Turbine für die Stromproduktion zu alimentieren? Kurz gesagt können wir damit sämtliche Luft- und Energieströme berechnen.

Und das Tool ist jetzt im Einsatz?

Ja, das Tool wird bei sämtlichen Projekten verwendet. Das ist zugleich auch eine Eigenheit von TBF, dass fast keine Tools eingekauft werden, sondern diese nach Möglichkeit in Eigenregie entwickelt werden. Damit können wir dem Kunden Berechnungen schnell und effizient zur Verfügung stellen und behalten das benötigte Know-how stets inhouse. Diese Eigenheit resultiert auch daraus, dass bei uns kontinuierlich Praktikanten im Einsatz stehen und wir entsprechend enge Beziehungen zu den Hochschulen wie der ETH pflegen.

Heisst das jetzt, dass die Kunden für den Bau einer Anlage zuerst bestimmen, wieviel Energie sie damit produzieren möchten?

Nein, die Kunden sind meistens abfallgetrieben. Das heisst sie wissen, wieviel Abfall sie zu verwerten und wieviel Fernwärme sie abzugeben haben. Es sind also meistens die beiden Parameter Abfallanlieferung und Wärmeproduktion die als Entscheidungsgrundlage dienen. Die Differenz daraus ist dann die Stromproduktion, die wiederum verkauft werden kann. Für die Abfallverwertungsgesellschaften ist meistens die Stromproduktion die einzige Spielmasse, die beiden anderen Parameter sind fix.

Die Entwicklung der Abfallverwertung ist ja stark an das Bevölkerungswachstum gekoppelt. Wie ist das heute? Werden die Anlagen immer performanter oder baut man einfach parallel zum Wachstum mehr Anlagen?

Die Technik der Abfallverwertung hat nach dem 2. Weltkrieg bis in die 70er Jahre eigentlich keine grossen Entwicklungsschritte durchgemacht. Bis dahin lag der Fokus eher auf – wir wollen keine Krankheiten bzw. Seuchen – ergo müssen wir den deponierten Abfall verbrennen. Erst ab den 80er Jahren gelangte man zur Erkenntnis, dass sowohl ökonomisch wie auch ökologisch der Verwertungsprozess optimiert werden musste. Indem dieser zur Energie-Rückgewinnung genutzt wurde und in dem Rauchgas-Reinigungssysteme gegen die schädlichen Gase installiert wurden. Heute können wir mit gutem Gewissen behaupten, dass das was aus den Kaminen von modernen KVA’s ausgestossen wird, für die Umgebung quasi unschädlich gemacht wurde. Ich würde nicht soweit gehen, dass diese heute Reinigungsanlagen für die Umgebungsluft sind, aber wir sind schon nahe dran ;–)

Die Bevölkerungswachstums-Kurve zeigt in der Schweiz stark nach oben. Es ist immer wieder von der 10-Mio-Schweiz die Rede. Wie kann sichergestellt werden, dass die Abfallverwertung dieser rasanten Entwicklung überhaupt mächtig wird?

Ökonomisch gesehen wäre es am besten, eine Superanlage für die ganze Schweiz zu bauen. Aber ökologisch gesehen würde es keinen Sinn machen, Abfalltransportfahrzeuge quer durch die Schweiz fahren zu lassen. Auch die Energie-Rückgewinnung ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt und organisiert, da diese stark vom jeweiligen Fernwärme-Netz abhängig sind. Entsprechend wird die Abfallverwertung auch künftig lokal bzw. regional organisiert bleiben. Die heutige Technik ist sehr ausgereift. Es gilt jetzt, diese entsprechend optimal auf die regionalen Gegebenheiten anzupassen, um so die Kapazitäten optimal zu nutzen. Der Anlagen-Mix steht hierbei im Fokus – klassische «Ingenieuren-Büez» halt.

Jetzt werden in der Schweiz ja noch nicht alle KVA’s von TBF gebaut. Wo liegt der Unterschied zwischen euch und euren Mitbewerbern?

Um bei unseren Unternehmens-Werten zu bleiben – holistisch, authentisch, smart. Ich glaube, wir denken als Organisation mehr über den Tellerrand hinaus als andere. Wir bauen nicht einfach eine Anlage irgendwo hin, sondern überlegen uns heute schon, was in zwei oder drei Generationen benötigt wird, damit die Anlage möglichst optimal ausgestattet und ausgebaut werden kann. Unser Vorteil ist, dass wir nicht nur Maschinenbauingenieure beschäftigen, sondern auch über alle anderen Fachbereiche aus einer Hand verfügen. Falls wir also in einem Projekt zur Erkenntnis gelangen sollten, dass die Anlage grösser als geplant werden muss, kann ich mich direkt mit meinen Bauingenieur-Kollegen austauschen und erfahre so aus erster Hand, ob der geplante Bau, den neuen Parametern gewachsen wäre. Weniger Schnittstellen erhöhen die Effizienz und machen uns für den Kunden schnell und agil.

Wo siehst du die Zukunft der Abfallverwertung?

Das ist schwierig vorauszusagen. Der Treiber der technischen Entwicklung war schon immer der Mensch. Die Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Wir beobachten und erfassen diese Entwicklungen in sogenannten Megatrends. Dazu gehören zum Beispiel das Bevölkerungswachstum, die weitere Zunahme der Separatsammlung von Plastik sowie die Dekarbonisierung bis 2050. Ein spannender Bereich, an dem wir konkret forschen und arbeiten, ist der CO2-Ausstoss unserer Anlagen. CO2 ist ja kein Schadstoff und auch nicht giftig, erhöht aber den globalen Treibhaus-Effekt. Das Problem hierbei ist, dass man CO2 nicht unschädlich machen kann. Andere Stoffe wie Stickoxid können mittels Katalysatoren umgewandelt oder gefiltert werden. Stand heute wird das CO2 in die Umgebung ausgestossen. Eine Idee ist, das CO2 in einer zusätzlichen Reinigungsstufe aus dem Rauchgas abzuscheiden, zu verflüssigen und tief unterirdisch zu lagern. Unser Ziel dabei wäre, dass unter dem enormen Druck der in diesen Tiefen herrscht, CO2 wieder zu fossilem Kohlenstoff umgewandelt und so der Kreislauf wieder geschlossen werden könnte. Hier kommt unsere Schnittstelle zu den Hochschulen im spezifischen zur ETH wieder ins Spiel. Die Nähe zu dieser ermöglicht uns, die Aufgaben smart und effizient aufzuteilen. Wir kümmern uns vorderhand um die Anlagetechnik, die ETH um den Transport und die Logistik. Sie berechnet dabei auch, ob der geplante Aufwand überhaupt Sinn macht. Denn der Transport zu den Lagerorten verursacht wiederum CO2. In der Summe muss sich aber die Übung für Mensch und Umwelt auszahlen. Im Bereich der CO2-Entnahme während Rauchgasreinigungs-Prozessen beschreiten wir zusammen mit der KVA Linth (Kanton Glarus) europaweit Neuland und beweisen dabei unseren Pioniergeist. Wir sind überzeugt, dass mit dieser Technik ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Abfallwirtschaft und somit ein substanzieller Beitrag zu einer sauberen und nachhaltigen Zukunft geleistet werden kann. Eine alte Weisheit sollte aber bei aller Technik und Innovationskraft nicht vergessen gehen: «Vermeiden vor Verwertung vor Beseitigung.»

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